Zwei Wochen – 3.300km

Organisatorisches…

Bevor es weitergeht mit den Berichten von der Reise, hier ein kleiner Hinweis. Hier im Blog werde ich keine Berichte mehr von einzelnen Tagen machen. Ich denke das ist auf Dauer irgendwie langweilig, wenn ich immer schreibe, wann ich so aufstehe und das es nach dem “Sachen packen” dann mal los geht. Statt dessen werde ich mehr von den Höhe- und Tiefpunkten berichten. Wobei ich hoffe, dass letztere nicht mehr vorkommen.

Außerdem habe ich mir gedacht, dass ich die Zählweise der Wochen etwas anpasse. Statt immer von Dienstag zu Dienstag zu zählen, werde ich das Wochenende als Anfang und Ende nehmen. Ich denke das lässt sich dann einfacher beschreiben und erfassen. Somit ist die zweite Woche der Reise um und ich habe mittlerweile fast 3.300km zurückgelegt.

Alles nur eine Frage des Geldes

Ich hatte ja berichtet, dass mein Tacho am Motorrad auf mysteriöse Weise ausgefallen ist. Direkt nach der Abholung der KTM stellte ich am 04. Juni fest, dass mir das Bordinstrument nichts mehr anzeigen möchte. Keine Geschwindigkeit, keine gefahrenen Kilometer und auch nicht, ob der Blinker noch funktioniert oder das Öl vielleicht knapp wird. So zu fahren ist möglich, aber manchmal echt nervig. Vor allem dann, wenn man denkt der Leerlauf ist eingelegt, man die Kupplung los lässt und Zack der Motor ausgeht. Wenn einem das beim Fahren in einer Gruppe anderer Biker passiert ist das auch noch richtig peinlich.

Am Freitag war es dann endlich soweit. Nach 11 Tagen ohne Tacho, konnte ich einen komplett Neuen beim KTM Händler Toys for Big Boys in Moncton abholen. Mit Marc aus dem Team dort hatte ich in den Tagen zuvor nur über Messenger kommuniziert. Er war super hilfsbereit und hat sicher einige Zeit mit KTM diskutiert und es geschafft, dass mein Tacho rechtzeitig gekommen ist. Tatsächlich kam die Lieferung sogar schon einen Tag vorher, am Donnerstag an. Aber da war ich schon im Hostel in Moncton, hatte geduscht und freute mich auf einen Erkundungsspaziergang in der Stadt.

Für moderate 600 Canadische Dollar, etwa 400€, bekam ich den Tacho und installierte ihn gleich selbst direkt vor dem Laden auf dem Parkplatz. Der neue Tacho funktionierte auf Anhieb und ich war mega froh. Naja, der Gesamtkilometerstand stimmt nun nicht ganz mit dem überein, den ich im Vorfeld ausgerechnet hatte. Aber das liegt nicht am KTM Service, sondern an meiner Fahrtstrecke 😉

Bay of Fundy Trail

Bevor ich in den Süden Kanadas weiterfahre, genauer gesagt nach Neu Schottland, muss ich von Saint Johns erstmal immer nach Osten fahren. Damit die Irrwege nicht zu groß werden, habe ich am Mittwoch nach dem Packen noch schnell die Halterung des Navi repariert. Zwei Schrauben des noch festen Teils der Halterung gelockert, den abgebrochenen Teil darunter festgeklemmt und mit zwei Kabelbindern gesichert. Passt, wackelt und hat Luft. Und funktioniert vor allem recht gut.

Um den Tacho abzuholen musste ich nach Moncton fahren und auf dem Weg dorthin hatte ich eine schöne Küstenstraße auf der Karte gesehen. Den Bay of Fundy Trail mit seiner wirklich spektakulären Straße. Diese geht fast immer sehr nah an der Küste entlang und hat zahlreiche schöne Kurven und Steigungen bis zu 16%! Etwas schade ist nur das Tempolimit von nahezu durchgehend 40km/h und in manchen Kurven sogar weniger. Zum Glück für mich, ist hier noch keine Urlaubssaison und die Straße war somit fast komplett leer. Da ging es dann auch mal etwas zügiger voran. Leider war am Ende der ca. 30km eine Straßensperre. Auch das ist Teil der Vorsaison. Die weitere Route nach Osten ist noch nicht geöffnet und somit musste ich die Strecke wieder zurück fahren. Schade finde ich auch, dass man hier in Kanada für solche Strecken fast immer Eintritt bezahlen muss. Das ist dann doch nicht so gut für das Reisebudget.

Aber solche touristisch gut erschlossenen Gebiete haben auch Vorteile. Leckeres Eis gehört da auf jeden Fall dazu.

Übernachten im Zelt, Hostel und Pavillon

Auf der Fahrt nach Moncton legte ich am Mittwoch noch einen Zwischenstop ein. In der Karte fand ich einen Zeltplatz, der als kostenlos und privat betrieben bezeichnet wurde. “The Shire”, ein unglaublich schöner Ort, welchen Don in seinem Ruhestand geschaffen hat und betreibt. Er freut sich immer Reisende zu treffen und ihre Geschichten zu hören. Und so ist, sicher im Laufe der vergangenen Jahre, hier ein Ort entstanden, der seines Gleichen sucht. Don und seine Freundin sind beide super gastfreundlich und die beiden Hunde bellen zwar laut, sind aber sehr lieb. Natürlich muss man auf diesem Platz auch Abstriche machen. Es gibt zum Beispiel kein richtiges Sanitärgebäude, sondern nur ein Plums-Klo, und auf ein W-Lan muss man auch verzichten. Aber die Lage und Atmosphäre und die beiden Gastgeber machen das alles wieder wett.

Am Donnerstag erreichte ich die Stadt Moncton und nach dem Besuch beim KTM Händler suchte ich eine Unterkunft für die Nacht. Ich fand das Hostel C’mon Inn und fuhr spontan dorthin. Nachdem ich bereits zweimal für Zeltplätze über 30 Kanadische Dollar bezahlt hatte, erschienen mir die 33 Dollar für eine Nacht inklusive Frühstück als sehr gut. Und so war es dann auch. Das Hostel ist gut gelegen und sehr schön eingerichtet. Es fehlt an Nichts und ein paar sehr nette Zimmergenossen lernte ich auch noch kennen. Mit Adam saß ich am Abend noch auf der Terrasse und spielte mit ihm zusammen Gitarre.

Für die Nacht vom Freitag zum Samstag hatte ich mir vorgenommen wieder irgendwo wild zu campen. Ich fand gegen Abend auch einen sehr schönen Platz. Direkt an einem angestauten Fischteich, welcher von der Gemeinde sehr schön gepflegt wurde. Es gab neben dem Parkplatz einen kleinen Pavillon mit einem Picknicktisch. Für mich sah das nach dem perfekten Platz fürs Abendessen aus. Und da die Sonne langsam unterging, beschloss ich auch die Nacht dort zu bleiben. Zum Glück habe ich mein Moskitonetz dabei und konnte so, geschützt vor den gefräßigen Mücken, in Ruhe schlafen.

Für heute, Samstag den 15. Juni, habe ich mich wieder in einem Hostel, dem Charlottetown Backpackers INN, einquartiert. Das fühlt sich für mich immer so an, als würde ich hier einziehen. Denn da die KTM draußen vor dem Haus steht, nehme ich dann doch eine ganze Menge an Gepäck mit ins Gebäude. Zusammen mit den Motorradklamotten, habe ich so deutlich mehr dabei, als der normale Backpacker.

Moncton & Prince Edward Island

In Moncton habe ich bei meinem Erkundungsspaziergang nicht nur einige schöne Wandgraffiti und Kunstwerke gesehen. Ich habe auch erfahren, dass diese Stadt auf eine Siedlung zurückgeht, welche von 8 Familien gegründet wurde. 7 davon stammten aus Deutschland. Außerdem habe ich bei einem Gespräch hier im Hostel mitbekommen, dass es in Kanada offenbar doch nicht so schön ist, wie wir Europäer das gern denken. Der Staat scheint nicht so gut zu funktionieren und besonders beim Katastrophenschutz und der Versorgung der ärmeren oder arbeitslosen Bevölkerung gibt es große Defizite. Da sind wir in Deutschland offenbar noch wesentlich besser aufgestellt.

Wie gesagt bin ich mittlerweile in Charlottetown und damit in meiner dritten von zehn Provinzen in Kanada, Prince Edward Island. Den Norden der Insel hatte ich bereits am Freitag erkundet und heute war ich im Süden unterwegs. Landschaftlich gibt es hier einige schöne Ausblicke auf den Sankt Lorenz Golf und als Besonderheit einen sehr roten Erdboden, welcher offenbar hervorragen für den Anbau von Kartoffeln geeignet ist.

Der Weg auf die Insel führt über die Confederation Bridge, welche mit über 12km Länge eine der längsten Brücken der Welt ist. Und natürlich darf man diese nicht kostenfrei befahren. Die Einreise ist gratis, aber wenn man die Insel über die Brücke verlassen möchte zahlt man mit dem Motorrad 19 Dollar. Für Autos sind es fast 50 Dollar. Dennoch wird dies für mich morgen am Sonntag die beste Option sein, denn eine Fährfahrt ist noch teurer und bringt mir zeitlich keine Vorteile.

3 Gedanken zu „Zwei Wochen – 3.300km“

  1. Hi Georg, kommst du noch nach Cape Breaton Island? Ich hab da kürzlich eine Anzeige für ein großes Grundstück für einen guten Preis gesehen 🙂 Ist in der Nähe von Sydney am Loon Lake.

    Schreib weiter. Ich bin gespannt. Machst du nach dem ersten Monat auch einen Kassencheck? Wird mich interessieren was deine Ausgaben so sind.

    Lass es dir gut gehen,
    Hagen

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    • Hi Hagen,
      ja die Insel und das Cape Breton stehen auf der Liste. Von Sydney will ich die Fähre nach Neufundland nehmen. Aber der Lake Loon liegt etwas abseits. Hier gibt es jede Menge freie Grundstücke und auch Immobilien.

      Kassencheck mache ich permanent. Aktuell bin ich bei 31,59€ pro Tag im Schnitt. Nur für Sprit, Unterkunft und Verpflegung. Sonderausgaben wie der Tacho sind da nicht mit drin.

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  2. Hello, I’m the fellow you met in Montague, Prince Edward Island. I wish you a safe and interesting journey! It wasn’t until I got home that I realized my grandpa’s name is similar to your own; his name was George Boutcher. While he lived on an outpost island off Newfoundland most of his young life, he migrated to Canada just before Newfoundland became a Canadian province. We have tried to discover his own heritage, but none of our family actually know where his parents are from. We guessed France, but who knows, perhaps we are related!

    Anyway, I’ll be following your adventures and should you want to pick my brain for places you will ride that I have also ridden, feel free to do so. I do hope you ride The Copper Canyon in Mexico, it’s brilliant.

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