San Francisco

“If you’re going to San Francisco …” – Dieser Ohrwurm war mein beständiger Begleiter entlang der Küste im Nordwesten der USA. Für mich war die Stadt, mit ihrem berühmten Wahrzeichen der Golden Gate Bridge, ein weiteres wichtiges Etappenziel auf meiner Reise. Doch um dorthin zu gelangen, hatte ich noch einige Kilometer auf dem Highway 101 und 1 zu fahren. Nach vielen Tagen im Inland und den Bergen, war diese Strecke aber nicht die schlechteste Wahl.

Regen + Wald = Regenwald

Das diese Gleichung im Nordwesten der USA aufgeht, hatte ich so überhaupt nicht erwartet. Mit Regen hatte ich ja noch gerechnet. Besonders da es bei meiner Abfahrt mit der Fähre in Victoria auf Vancouver Island ebenfalls schon geregnet hatte. Aber von Regenwäldern hier im Staat Washington hatte ich vorher nicht gehört. Dabei zählt diese Region auf der Olympic Halbinsel zu den regenreichsten Gebieten der Erde. Und als Kontrast dazu gibt es östlich der Gebirgskette eine reine Wüstenlandschaft in der kaum Vegetation zu finden ist. Durch dieses Gebiet bin ich Mitte September mit dem gemieteten Truck gefahren. Das Motorrad stand hinten im Laderaum mit einem zerlegten Motor aufgrund eines Ventilschadens.

Im Ort Forks halte ich bei der Touristeninformation und erfahre das diese kleine Stadt der Handlungsort der Twilight Buchreihe der Autorin Stephenie Meyer ist. Durch deren weltweiten Erfolg kommen immer mehr Touristen in die Stadt und man findet in fast jedem Geschäft einen Bezug auf die Bücher und die dazugehörigen Filme. Von durchschnittlich etwa 10.000 Besuchern pro Jahr vor den Twilight Filmen ist die Besucherzahl auf 73.000 im Jahr 2010 gestiegen. Und es werden immer mehr.

Ich interessiere mich nicht so wirklich für die Vampirgeschichten, sondern eher für den Regenwald. Die Mitarbeiterin erzählt mir das etwas weiter im Süden die angeblich weltweit größte Sitka Fichte steht. Und das ist trotz Regenwetter ein lohnenswertes Ziel mit einem kleinen Spaziergang durch den Regenwald.

Der Sonne entgegen

Auf dem Highway 101 ging es fast immer direkt an der Küste des Pazifiks entlang. Teilweise hat man hier spektakuläre Aussichten auf die Küstenlinie und die Wellen welche immer wieder am Strand brechen. Anfangs hatte ich noch den ein oder anderen Regenschauer zu durchqueren, aber mit jedem Kilometer in Richtung Süden wurde das Wetter besser und ich kam meinem Ziel San Francisco näher.

Doch vorher hatte ich noch ein anderes Ziel auf meiner Route. Bei der Fahrt aus dem Staat Oregon nach Kalifornien erreicht man das Gebiet der Red Wood Forests. Red Wood das sind die bei uns als Riesenmammutbaum bezeichneten Bäume, welche teilweise über 2.500 Jahre alt und 95 Meter hoch sein können. Den Highway 101 habe ich dann auch verlassen und bin auf die Avenue of Giants abgebogen. Diese Straße verläuft quasi parallel zum Highway und schlängelt sich zwischen den gigantischen Bäumen hindurch. Als ich dann am Abend einen Zeltplatz suche, finde ich einen der direkt im Gebiet des Humboldt Redwood State Park liegt.

Hier werde ich von einem älteren Paar an deren Lagerfeuer eingeladen. Bis in den späten Abend hinein erzählen wir von unseren Reisen und Abenteuern rings um die Welt. Und immer wieder staunen wir über diese unfassbaren Bäume. Ich frage mich, was diese uns wohl alles erzählen würden, wenn sie sprechen könnten. Am nächsten Morgen genieße ich noch den Anblick der aufgehenden Sonne in den Baumkronen. Unten am Boden bleibt es lange schattig und kalt. Also heißt es weiterfahren, immer der Sonne entgegen.

Eine kleine Touristenattraktion habe ich am Tag vorher aber doch noch besucht. In den Red Wood Forests gibt es zwei oder drei Bäume durch die man hindurch fahren kann. Ich besichtige den in Klamath und finde es irgendwie faszinierend, das der Baum trotz dieser großen Lücke immer noch steht und auch weiter lebt.

Auf nach San Francisco

Am 11. Oktober war es dann soweit. Ich setzte die Zielmarkierung im Navigationsgerät auf die Golden Gate Bridge in San Francisco. Der Weg dahin führte immer entlang der Küste auf dem Highway 1. Und dieser ist wirklich eine der besten Küstenstraßen die ich je gefahren bin. Nach dem Abzweig vom Highway 101 geht es zunächst über die Berge zum Meer. Die Straße gleicht dabei einer Achterbahn. Es ist alles vorhanden, außer den Loopings. Wenn ich nicht am Abend in San Francisco sein wollte, dann wäre ich diesen Abschnitt gleich noch einmal zurück gefahren.
Aber auch der weitere Verlauf entlang der Küste ist sehr schön und hat immer wieder sehr kurvenreiche Abschnitte.

Mein Ziel erreiche ich schließlich genau zum Sonnenuntergang! Was für ein bewegender Moment. Ich fahre über die Golden Gate Bridge, zu meiner rechten geht die Sonne am Horizont unter und links erwacht das Nachtleben der Stadt San Francisco. Ich hätte es mir nicht besser wünschen können. Unter meinem Helm habe ich ein riesiges Grinsen im Gesicht. Am anderen Ende der Brücke angekommen, mache ich schnell ein paar Bilder, bevor die Sonne ganz verschwunden ist, und fahre dann wieder zurück auf die Nordseite der Brücke. Dort suche ich einen Aussichtspunkt von dem man die Brücke und die Stadt sehen kann.

San Francisco

Die Nacht zum Samstag den 12. Oktober habe ich in einem Hostel verbracht. Von dort bin ich noch vor dem Frühstück wieder an die Küste gefahren um die Aussicht auf San Francisco bei Sonnenaufgang zu genießen. Danach ging es zurück zum Hostel und anschließend in die Stadt. Erstaunlicherweise war der Verkehr in der Stadt nicht so schlimm wie ich es erwartet hatte. Dafür sind die Straßen aber teilweise einfach nur völlig verrückt. Man kennt ja die berühmte Lombard Straße welche sich in einem Abschnitt mit 8 Serpentinen auf einer Strecke von etwa 145 Metern den Berg hinabschlängelt. Aber es gibt noch einige andere Straßen welche so unfassbar steil sind, dass es mit dem Motorrad doch ein seltsames Gefühl ist diese hoch zu fahren.

Und auch die Fahrt auf den Telegraph Hill zum Coit Tower geht steil bergauf. Oben angekommen hat man einen schönen Blick auf die Stadt und freut sich als Motorradfahrer über die separaten Parkplätze. Bei der Suche nach einem sicheren Parkplatz für mein Motorrad in der Stadt half mir die Webseite des städtischen Nahverkehrsunternehmens weiter. Diese betreiben scheinbar auch die meisten Parkhäuser und weisen auf ihrer Seite extra auf Parkplätze für Motorräder hin.

Anschließend erkundete ich die Stadt noch etwas zu Fuß und stellte schnell fest, das ein großer Menschenstrom in die gleiche Richtung läuft wie ich. Nach einer Weile entdeckte ich ein Plakat und lese, warum so viele heute auf dem Weg zum Pier 39 sind. Es ist Fleet Week in San Francisco und heute findet die große Flugshow statt. Einen Teil davon sehe ich mir dann noch mit an, bevor ich mit dem Cable Car zurück zu meinem Parkhaus fahre. Dabei komme ich auch noch am Museum und Maschinenraum der Cable Cars vorbei. Und das ist wirklich sehenswert. Ich hatte nicht gewusst, wie die kleinen gelben Wagen durch die Straßen bewegt werden. Aber das dafür tatsächlich riesige Stahlseile unter der Straße entlang geführt werden und diese alle von einem Ort zentral angetrieben werden, hat mich dann doch sehr überrascht.

Von San Francisco ging es weiter in Richtung Süden. Doch vorher besuchte ich noch meinen Freund Del und fuhr mit ihm zusammen in den Yosemite Nationalpark. Davon berichte ich dann im nächsten Beitrag.

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