Wahnsinn, ich bin eine Woche unterwegs und es fühlt sich an wie ein Monat. Kanada ist einfach schön und unglaublich groß. In meiner Zeit hier bin ich bislang ca. 2100km gefahren. Das klingt viel, ist aber nur ein winziges Stück im Vergleich zu dem, was noch vor mir liegt. Die gesamte Route, mit allen Irrwegen und falschen Abbiegungen, ist weiter unten in diesem Beitrag. Jetzt aber erstmal der Bericht der vergangenen Tage.
Sonntag – 09.06.2019
Der Morgen begann wie die meisten anderen auch. Ich war relativ früh wach, die Sonne schien und der Blick auf den See lud dazu ein, noch ein wenig zu bleiben. Also setzte ich mich auf die Bank und nutzte das gute WLan um den letzten Blogbeitrag zu schreiben. Während ich dies tat, wachten um mich herum langsam die anderen Camper in ihren teilweise riesigen Wohnmobilen auf. Einer der Nachbarn fragte mich ob ich einen Kaffee möchte. Und ob ich das wollte. Der Tag begann also schonmal recht gut. Einen kleinen Dämpfer gab es, als ich mich mit den anderen Nachbarn, welche mir am Abend zuvor Essen vorbeigebracht hatten, über die Preise des Zeltplatzes unterhielt. Ich erfuhr, dass ich mit meinem Zelt den gleichen Betrag wie die großen Wohnmobile bezahle: 38 kanadische Dollar, was in etwa 25€ entspricht. Pro Nacht, inklusive Strom aber die Dusche kostet extra.
Nachdem der Blogbeitrag fertig, der Kaffee ausgetrunken und alle Sachen gepackt waren, ging es gegen 10Uhr weiter in Richtung Süden. Ziel war die Stadt Percé mit dem berühmten Felsen mit einem Loch. Schön anzusehen war es von der Ferne schon und einen guten Platz zum Nachholen des Frühstücks gab es dort auch.
Die weitere Fahrt ging entlang der Küste und in einer Stadt kam ich an einer Kirche vorbei. Davor standen zahlreiche Motorräder, etwa 90% davon Harley Davidson. Ich drehte um, fuhr zurück und schaute mir das Spektakel genauer an. Ich erfuhr das es hier heute eine Bikergottesdienst mit Segnung der einzelnen Motorräder gab. Schade den hatte ich leider verpasst. Aber zumindest den Segen wollte ich für meine KTM noch haben. Also habe ich den Pastor angesprochen und er ging ohne zu zögern in die Kirche um das Weihwasser zu holen. Der Pastor ist ein Mann wie aus einem Film. Etwas kleiner, rundliche Statur, dunkle Hautfarbe und ein dauerhaftes breites Grinsen im Gesicht und unglaublich viel gute Laune.
Der Tag endete dieses Mal an einem Rastplatz vor der Grenze zu Neubraunschweig. Diese Plätze hier in Quebec heißen „Halte Municipal“ und sind sehr ordentlich und sauber. Es gibt gute Toiletten und fließend warmes Wasser.
Montag – 10.06.2019
Die Reise geht weiter Richtung Süden und nach kurzer Fahrt überquerte ich eine Brücke und damit die Grenze zu Neu Braunschweig. In der Stadt Campbellton fuhr ich bei der Touristen Informationen vorbei und besorgte mir eine Karte des Staates. Auf dieser sah ich eine Route die sich „Appalachian Route“ nannte. Appalachen, das klang nach Bergen, schönen Kurven und tollen Aussichten. Also los, noch kurz einen Kaffee getrunken, die Vorräte wieder aufgefüllt und ab in die Berge. Da ich in meinem Navi ein Ziel entlang der Route eingegeben hatte, sollte also nix schief gehen. Ich hätte allerdings noch die Vermeidung von unbefestigten Straßen angeben sollen, dann wäre ich auch auf der Route für Touristen geblieben. Aber ich bin ja kein Tourist und die KTM bestens geeignet für ein paar Schotterpisten durch den Wald. Spaß hat das auf alle Fälle gemacht, nur sollte man dort keine Panne haben. Es ging alles gut und nach einigen Kilometern kam ich auf die eigentliche Route zurück. Mittlerweile machte ich mir etwas Sorgen über die Tankreichweite, aber zur Not habe ich ja meine Reservekanister dabei. Zwischendurch machte ich noch eine Halt bei Eingang zum Park des Berges Mount Carleton. Auf die 4 Stunden Wanderung dort verzichtete ich aber. Es war bereits nach Mittag, zu warm und der Berg mit seinen 820m auch kein so besonderes Highlight.
Die weitere Strecke ging quer durch die Appalachen. Mal auf besseren mal auf schlechteren Straßen. Plötzlich gab es einen Ruck am Hinterrad und im Rückspiegel sah ich etwas blaues auf die Straße fallen. Das Ende eines meiner Spanngurte hatte sich im Rad verfangen und ist abgerissen. Wahrscheinlich das bei der Fahrt auf der Schotterpiste nach unten gerutscht. Zum Glück ist nichts passiert und es konnte weitergehen. Irgendwann meldeten sich die Gedanken an die Tankreichweite zurück. Und wenig später signalisierte die KTM mit stottern und schlechter Gasannahme, das sie durstig ist. Also einmal Anhalten und den ersten Reservekanister einfüllen. Die nächste Tankstelle kam dann auch ca. 10km später. Ein altes Haus mit einer Zapfsäule davor. Drinnen gab es ein Angebot an Waren für alles was man so gebrauchen könnte. Mir reichte eine kalte Cola und es ging weiter in Richtung des Flusses Saint John.
Die Nacht verbrachte ich in einem Park hinter der Sport Arena in Nackawic. Die Stadt rühmt sich damit die größte Axt der Welt zu haben. Ein Symbol für die Bedeutung der Forstwirtschaft in der Region. Wer sich fragt, wie ich solche Plätze finde. Es gibt da eine App names iOverlander. Darin findet man einige gute Plätze zum Wildcampen. Manchmal ist der Platz aber auch nicht mehr vorhanden. Man braucht also etwas Glück bei der Suche. In Nackawic war der Platz sehr schön, nur leider auch bei den fiesen „Black Flies“ sehr beliebt. Das sind kleine schwarze Fliegen die sich teilweise vom Blut anderer Lebewesen ernähren. Im Gegensatz zu Mücken stechen sie aber nicht, sondern beißen eher ein Stück der Haut ab. Die Nacht dort war trotzdem OK.
Dienstag – 11.06.2019
Der Tag begann früh, da mich das Geschnatter der Enten geweckt hat. Und vielleicht ist es auch besser an solchen Orten eher früh aufzubrechen, bevor doch noch ein Ordnungshüter vorbeischaut. Mein Ziel war die Stadt Saint John an der Bay of Fundy.
Diese ist berühmt für die weltweit höchsten Gezeiten von bis zu 16m. Und es gibt eine Brücke über der Stelle an welcher der Fluss Saint John in die Bay of Fundy mündet. Hier kommt das Wasser von einer Fläche von 55.000 Quadratkilometern zusammen durch eine schmale Stelle und trifft auf die Gezeitenströmungen des Atlantik. Das führt zu spektakulären Strudeln unter dieser Brücke und bei Flut sogar dazu, dass das Wasser des Fluss stromaufwärts fließt. Am gesamten Tag gibt es nur 20 Minuten in denen Schiffe diese Stelle passieren können. Nämlich dann, wenn die Flut genauso stark ist wie die Strömung des Flusses.
Leider konnte ich mir das nicht alles ansehen. Zum Einen sind die Zeitabstände sehr groß und zum Anderen kam am Nachmittag ein Regengebiet auf. Also bin ich schnell zum Zeltplatz und habe meine Zelt im Regen aufgebaut. Der Platz ist, für das was geboten wird, unverschämt teuer. 22€ für eine Nacht im Zelt. Kein Strom, Wlan nur beim Sanitärgebäude, keine Küche, kein Aufenthaltsraum oder gar Restaurant. Und so saß ich dann im Waschraum um die Akkus aller Geräte zu laden. Hier war noch ein älteres Ehepaar, welches seine Wäsche wusch. Mit den beiden habe ich mich lange über das Reisen in Kanada unterhalten und einige Tips bekommen und Dinge erfahren die ich so noch nicht bedacht hatte.
In der Nacht wurde der Regen erst stärker, bevor er gegen Mitternacht aufhörte. Dann kam aber ein sehr starker Wind mit kräftigen Böen und rüttelte ordentlich an meinem Zelt. Es hat alles gehalten und ist nur sehr dreckig geworden.
Mittlerweile ist Mittwoch der 12.06.2019. Ich sitze wieder im Waschraum und schreibe diesen Beitrag. Heute werde ich mir die Stadt noch etwas ansehen. Es scheint wieder die Sonne der Tag scheint gut zu werden. Vorher heißt es noch packen, Zelt sauber machen und vielleicht die Navihalterung reparieren. Diese ist gestern auf der Fahrt nach Saint John auf einer Schotterpiste mitten im Wald gebrochen. Beim Versuch das vor Ort zu reparieren, war ich innerhalb von Sekunden von unzähligen schwarzen Fliegen und Mücken umgeben. Also musste ich erstmal weiterfahren.
Spannend aber dein Equipment leidet schon auf den ersten Metern … das macht mir etwas Sorgen. Weiterhin gute Fahrt und pass auf dich auf.
Wie geht deine Route eigentlich weiter?
Wahrscheinlich erstmal auf die Prinz Edward Inseln und dann weiter nach Süden nach Neu Schottland.
Eine Woche erst und dein Motorrad löst sich schon auf🤔
Sag Bescheid wenn ich mit dem Schweissgerät kommen soll😎🤓🍺
Naja, noch lässt sich alles mit Kabelbindern fixieren. Und morgen kann ich den neuen Tacho abholen!