Yellowstone Nationalpark

Anfang September erreichte ich den Yellowstone Nationalpark. Wenn man mit den Feiertagen in den USA vertraut ist, weiß man, dass dies nicht das Beste Wochenende ist für den Besuch in einem Nationalpark. Denn der erste Montag im September ist der Labour Day, also Tag der Arbeit, und somit ein langes Wochenende für alle US Bürger. Dementsprechend voll war es auch im Park. Als ich am Samstag den 31. August in West Yellowstone gegen Mittag ankam war dort ein riesiger Stau für die Einfahrt in den Nationalpark.

Und auch die Stadt war entsprechend voll. Ich kaufte mir also nur das Ticket für den Park und beschloss erst am nächsten Morgen in den Park selbst zu fahren. Ich habe mir übrigens ein Jahresticket für alle Nationalparks in den USA gekauft. Das kostet 80$ und spätestens ab dem dritten Besuch eines Parks rechnet sich das Ticket, da jedes Einzelticket etwas 30 bis 35$ kostet. Und man kann es sogar für 2 Personen nutzen. Also werde ich versuchen, nach meinem letzten Nationalpark das Ticket weiter zu verkaufen. Mal sehen ob das klappt. Aber jetzt erst mal auf in den Yellowstone Nationalpark.

Tag 1

Routenplanung im Yellowstone Nationalpark

Durch den Park führen nur wenige Straßen. Und diese sind quasi in Form einer großen 8 angelegt. Von dieser ausgehend gibt es dann mehrere Zufahrtstraßen. Dies macht die Suche nach einer optimalen Route nicht ganz einfach. Denn natürlich möchte ich alle Highlights des Parkes sehen und dabei aber möglichst wenig umherfahren und vor allem noch weniger im Stau stehen. Mein ursprünglicher Plan war es auch, den Nationalpark in Richtung Süden zu verlassen und weiter nach Utah zu reisen. Um dann über Idaho und Washington zurück nach Kanada zu fahren. Aber es kam ja alles etwas anders.

Am Ende bin ich die Straßen im Yellowstone Nationalpark mehrfach abgefahren und habe dabei immer wieder Pausen gemacht um mir die unglaublichen Naturschauspiele anzusehen. Und eine Begegnung mit einem GS Fahrer veränderte meine Route nochmals völlig.
Im Endeffekt war es aber deutlich besser so, denn wäre ich meinem Plan gefolgt, hätte ich nur einen Tag im Nationalpark verbracht. Und so wurden es schließlich drei.
Erkundigt man sich in den Besuchezentren des Parkes nach einer guten Route, wird einem empfohlen jeweils einen Teil der 8 an einem Tag zu fahren.

Unbeschreibliche Naturschauspiele

Meine Idee war es wie gesagt, den Park an einem Tag zu besuchen. Somit entschied ich mich für den unteren Kreis der 8 und fuhr zuerst zu den Gibbon Falls. Hier traf ich auf eine Gruppe GS Fahrer die mich später im Park erneut sahen. Und aus dieser ersten Begegnung folgte dann die zweite, welche sich später als besonders gut herausstellen sollte. Doch zunächst weiter entlang der Grand Loop Road von den nett anzusehenden Gibbon Wasserfällen zum Norris Geysir Becken. Dieses ist wirklich einen Besuch wert. Die verschiedenen Farben des Erdbodens sind einfach spektakulär. Das Becken liegt am Rande des Vulkankraters und ist heißeste Geysir-Becken im Yellowstone Nationalpark. Wahrscheinlich könnte man allein in diesem Bereich des Parkes einen ganzen Tag und mehr verbringen. Ich beschränkte mich auf den Spaziergang zum größten aktiven Geysir des Welt, dem Steamboat Geysir. Leider sind die Eruptionen bei diesem nicht vorhersagbar und es können 4 Tage bis zu 50 Jahre dazwischen liegen.

Auf dem Weg zum Geysir kam ich noch am Emerald Spring vorbei. Einer zwar eher kleinen, aber dennoch sehr schönen heißen Quelle. Überhaupt kann man es im Park an vielen Ecken sehen, wie heiß es unter der Erde sein muss. Es dampft immer wieder aus dem Boden und an vielen Stellen kann man es auch riechen.
Mein nächster Stop war der Grand Canyon des Yellowstone Nationalpark. Dieser ist zum Einen für die erneut sehr interessanten Farben der verschiedenen Erdschichten bekannt, aber auch für den Blick auf die Wasserfälle des Yellowstone Flusses. Dabei sind die sogenannten Lower Falls mit 94 m Fallhöhe fast doppel so hoch wie die Niagarafälle. Und natürlich wollen diese auch alle anderen Besucher an diesem Wochenende sehen. Somit heißt es geduldig im Stop-and-Go vorankommen und sich dann auf dem Parkplatz darüber freuen, das man mit dem Motorrad da ist. Denn für die KTM findet sich immer eine freie Lücke, manch PKW-Fahrer drehte doch einige Kreise, bis ein freier Parkplatz zu haben war. Vom Grand Canyon ging es dann in Richtung Süden, zu den Ufern des Yellowstone Sees.

Neue Freundschaften

Kurz bevor man den See erreicht, kommt der Abzweig zum östlichen Eingang des Parkes. Da sich dort ein Besucherzentrum und ein paar Geschäfte befinden, ist dies ein beliebter Treffpunkt für viele Besucher des Nationalparkes. Offenbar auch für Motorradfahrer. Denn als ich dort ankomme, sind zahlreiche Harley Davidson um die kleine Tankstelle geparkt. Und auch die Gruppe GS Fahrer, die ich ganz am Anfang getroffen hatte, ist dort um eine Pause zu machen. Als ich meinen Kaffee trinke, kommt ein weiterer GS Fahrer auf mich zu. Er hat von der anderen Gruppe von meiner Reise gehört und ist sehr begeistert von meinen Plänen. Sein Name ist Del und wir unterhalten uns eine Weile. Er empfiehlt mir ein paar Routen und rät mir eher in den Norden zu fahren, da es im Süden aktuell noch immer sehr heiß ist. Zu heiß zum Motorrad fahren. Wir tauschen noch Kontaktdaten aus und er lädt mich zu sich nach Hause ein, wenn ich auf meinem Weg in den Süden durch Kalifornien fahre. Doch wir sollten uns schon etwas eher wieder sehen.

Der erste Tag im Yellowstone Nationalpark endet mit einem Besuch des Geysir Old Faithful und dem Grand Prismatic Pool. Das Geysir lässt sich bis auf 5 Minuten genau voraussagen. Dadurch ist es eine der Attraktionen des Parkes und wahrscheinlich jeder Besucher sieht während seines Aufenthaltes im Park eine der Eruptionen. Ich war sogar so lange in der Nähe des Geysirs, das ich gleich zwei Eruptionen gesehen habe. Das ganz ist schon sehr beeindrucken und man kann sich nur scher vorstellen, dass innerhalb der 1,5 bis 5 Minuten jedes Mal zwischen 14.000 und 32.000 Liter Wasser aus der Erde herausgeschossen werden.

Der Grand Prismatic Pool liegt nur ein wenig weiter entlang des Highway und ist ein absolutes Muss bei einem Besuch im Yellowstone Park. Besonders empfehlenswert ist der Blick auf die heiße Quelle von dem kleinen Aussichtspunkt den man nach ca. 15 Minuten zu Fuß erreicht. Ich hatte es genau zur richtigen Zeit dorthin geschafft, denn im Licht der untergehenden Sonne sehen die Farben noch viel beeindruckender aus.

Umzug bei Mitternacht

Die Suche nach einem Platz zum Zelten war an diesem Tag besonders schwierig. Die offiziellen Zeltplätze im Park waren alle voll belegt. Da hatte ich zumindest an den Besucherzentren so mitbekommen. Und an anderen Stellen darf man im Nationalpark nicht zelten. In der iOverlander App hatte ich aber gelesen, dass man eventuell auf einem der Parkplätze Glück haben könnte. Leider gilt dies wieder einmal nur, wenn man mit einem Wohnmobil oder Van unterwegs ist. Ein Zelt fällt selbst einem blinden Park Ranger sofort auf. Ich baute mein Zelt zwar erst weit nach Einbruch der Dunkelheit auf, wurde aber trotzdem nach etwas 45 Minuten wieder geweckt. Der Officer wollte zunächst meine Papiere sehen und bat mich dann freundlich des Zelt abzubauen und mir einen anderen Platz außerhalb des Parks zu suchen.

Und so begann eine kleine Odyssee durch die Nacht. Ich versuchte einige Plätze zu finden, aber in der Dunkelheit wollte ich dann doch nicht auf den Waldwegen unterwegs sein. Also ging es immer weiter in Richtung Süden. Denn schließlich wollte ich ja eh in diese Richtung weiter fahren. Ich fand schließlich einen Platz außerhalb der kleinen Stadt Alpine, nach fast 220 km Fahrt. Völlig übermüdet und KO baute ich mein Zelt auf und konnte schließlich in Ruhe schlafen. Am nächsten Morgen wurde ich von der Wärme im Zelt geweckt. Und ich merkte das Del wohl tatsächlich Recht hatte: im Süden ist es noch viel zu warm. Es sind etwa 33°C und ich suche nach einem schattigen Plätzchen mit Internetzugang um meinen Plan für den Tag zu machen. Schließlich bekomme ich eine E-Mail von Del, der mir noch die Route über den Bearthooth Pass im Norden des Yellowstone Nationalpark vorschlägt und mich zu seinem Bruder ins Haus einlädt. Also Planänderung und zurück in den Norden.

Tag 2

Da ich die Route in meinem Kopf komplett geändert hatte, konnte ich mir auch mehr Zeit im Nationalpark nehmen. Doch zunächst musste ich die 200 km wieder zurück fahren. Aber auch das war keine so schlechte Tour, denn die Straße ging entlang des Grand Teton Nationalparkes. Und so sah ich während der Fahrt immer wieder beeindruckende Gebirgszüge. Im Yellowstone Park angekommen, besuchte ich nochmals den Grand Prismatic Spring. Dieses Mal aber von der anderen Seite, dem Steg der rund um die heiße Quelle herum geht. Von diesem aus kann man sich die Farben etwas genauer ansehen und bekommt auch die Wärme und den Geruch mit.

Danach ging es zum nördlichen Ausgang des Parkes um dort einen Platz auf einem der günstigeren Zeltplätze zu bekommen. Für 10 USD bekommt man dort zwar keine besonderes Ausstattung, aber dafür einen fantastischen Blick auf die Berge. Und der Platz ist sehr nah am Yellowstone Park gelegen. So nah, dass ich beschließe gleich für zwei Nächte zu bleiben um den Nationalpark noch einen Tag länger zu erkunden.

Tag 3

Für diesen Tag nahm ich mir die nördliche Schleife der Acht vor und erkundete zuerst die Mammoth Hot Springs. Das Besondere an dieser heißen Quelle ist, dass das austretende Wasser einen Berg hinabfließt, dabei kühlt es ab und die darin gelösten Mineralien lagern sich ab und bilden Terrassen. Diese bilden dann teilweise kleine Becken in denen das warme Wasser den Nährboden für Algen und Bakterien bildet. Je nach Temperatur und Fließrichtung ändern sich dann die Farben der Terrassen. Eine sehenswerte Landschaft entsteht auf der man sich Dank der angelegten Holzstege sicher bewegen kann.
Für mich ging es von hier aus weiter in Richtung Süden und anschließend zum Mt. Washburn. Diesen habe ich eher zufällig entdeckt, als ich im vorbeifahren den Hinweis zur Einfahrt des Parkplatzes gesehen habe. Diese führt ein gutes Stück den Berg hinauf und ist eine holperige Schotterpiste. Aber mit einem Motorrad wie “Jolly Blue” macht das erst richtig Spaß. Und die Aussicht vom Parkplatz über die Landschaft des Yellowstone Nationalparks ist sensationell!

Off-Road im Nationalpark

Außerdem bin ich sowieso auf der Suche nach einer kleinen Off-Road Piste hier im Park von der mir ein paar ortsansässige Besucher beim Kaffee am Vormittag erzählt hatte. Diese finde ich auch auf dem Rückweg zum Zeltplatz und es macht weitestgehend Spaß diesen kurzen Abschnitt zu fahren. Der überwiegende Teil der SUV, Offroad-Camper und Pick-Up Truck Fahrer macht auch bereitwillig Platz, wenn sie den hellen Scheinwerfer ds Motorrad im Rückspiegel sehen. Nur einer scheint nicht akzeptieren zu wollen, dass ich eigentlich schneller bin als er in seinem Pick-Up. Und so tuckere ich die letzten Kilometer hinter ihm her, da sich keine Möglichkeit zum Überholen bietet.

Den krönenden Abschluss meines Yellowstone Besuchs stellt ein Besuch am Boiling River dar. Hier fließt das sehr Wasser aus einer heißen Quelle in den Gardiner Fluss. Das wirklich tolle an dieser Stelle ist aber, das man hier im Fluss baden darf. Und dabei kann man sich dann eine Stelle suchen, wo aus dem sehr kalten Wasser und der heißen Quelle eine angenehme Temperatur zum Verweilen im Wasser entsteht. Das lustige ist, das sich diese Temperatur immer wieder ändert, je nachdem wie die Strömung eben gerade ist. Mich hat das ein bisschen an die Situation erinnert, wenn man unter der Dusche ist und im selben Moment jemand in der Küche das Wasser aufdreht.

Bearthooth Pass

Nach der Zeit im Yellowstone Nationalpark ging es nun, anders als ursprünglich geplant, weiter in Richtung Norden. Dabei führte mein Weg mich über eine der sehenswertesten Straßen der Welt. Der Bearthooth Pass wird völlig zu Recht als schönste Straße Amerikas bezeichnet. Der Pass liegt auf einer Höhe von 3.336 Meter Höhe. Für mich ist es ein faszinierender Moment hier oben mit meinem Motorrad angekommen zu sein. Die Aussicht ist natürlich auch gigantisch und bei bestem Wetter freue ich mich über jeden Meter auf dieser Strecker. Am Ende des Tages komme ich in der Nähe von Red Lodge beim Haus von Dels Bruder an. Er, sein Bruder Marvin und dessen Frau Linda erwarten mich dort schon und ich freue mich über den schönen Empfang.

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