Feuer & Eis, Wikinger & Männer mit großem Herz

Die Überraschungen auf so einer Reise hören irgendwie nie auf. Besonders wenn man, so wie ich, offen ist für Planänderungen und keine festen Termine hat. Diese Freiheit ist ein wahres Geschenk und führt irgendwie momentan immer wieder zu neuen Geschenken. Sei es in Form von Begegnungen mit Menschen oder Fischen.

Auf nach Labrador

Am Sonntag bin ich entlang der Küste zu Peter gefahren, der mich am Samstag in der Werkstatt auf einen Kaffee eingeladen hatte. Aus dem Kaffee wurde dann ein Abendessen und eine Übernachtung bei ihm und seiner Frau zu Hause. Am Montag und Dienstag bin ich weiter nach Norden gefahren und konnte dabei immer wieder einige Eisberge entdecken. Aber auf den Fotos sahen diese immer viel zu klein aus. Und so dauerte es noch ein paar Kilometer, bis ich den einen, wirklich umwerfenden Eisberg gefunden hatte. Fairerweise muss ich sagen, dass ich dieses Erlebnis auch nur einer Begegnung mit anderen Reisenden zu verdanken hatte.

Doch vorher zeigte mir Peter noch eine weitere Besonderheit dieser Gegend. Nachdem ich ja schon die Marconi Türme bei North Sydney in Neu Schottland besucht hatte, konnte ich hier in Hearts Content das Denkmal für das erste transatlantische Kabel besuchen. Unglaublich beeindruckend, wenn man sich vorstellt wie lang dieses Kabel ist und zu welcher Zeit es verlegt wurde. So ganz ohne Computer, GPS und Co.

Bevor es am Mittwoch mit der Fähre von Saint Barbe nach Blanc Sablon gehen sollte, besuchte ich noch eine weitere UNESCO Weltkulturerbestätte. Das Wikingerdorf von L’anse aux Meadows. An diesem Ort wurden die Überreste einer Wikingersiedlung gefunden und heutzutage kann man eine Rekonstruktion des Dorfes besichtigen und sich von den Darstellern erzählen lassen, wie das Leben damals wohl gewesen sein muss.

Auf der Suche nach Eisbergen

Da meine Aussicht auf die Eisberge in St. John’s vom Nebel sehr begrenzt war, ließ ich meinen Blick bei der Fahrt entlang der Küsten Neufundlands immer wieder über das Wasser schweifen. Immer auf der Suche nach einem wirklich gut zu sehenden Eisberg. Hin und wieder tauchten auch ein paar kleiner auf und ich freute mich jedes Mal wie ein kleines Kind. Ich finde den Anblick der hellen weiß-blau leuchtenden Eismassen im Wasser einfach fantastisch und wenn man sich vorstellt, welche lange Reise sie hinter sich haben, ist das schon irgendwie erstaunlich das sie teilweise immer noch so groß sind.

Auf meiner Fahrt auf dem Trans Labrador Highway, sah ich ein Schild welches auf das Iceberg Valley in St. Lewis hinwies. Also bin ich vom unglaublich gut asphaltierten Highway auf die Schotterpiste abgebogen und konnte schon am Ortseingang die ersten Eisberge entdecken. Ich bin wie immer bis zum Ende der Straße gefahren und sah dort ein Offroad-Wohnmobil stehen. Sofort kam mir der Gedanke, dass dieses Gefährt doch eigentlich nur ein deutsches Kennzeichen haben kann. Und so traf ich Jürgen und Gabi, welche mit ihrem Kurma genannten Wohnmobil in zwei Jahren Nord- und Südamerika bereisen wollen. Sie gaben mir den Tip mit dem Eisberg auf der anderen Seite des Hügels. Und die Fahrt dorthin hat sich mehr als gelohnt. Nicht nur wegen der schönen Offroad-Passage, sondern vor allem wegen des unglaublich nah in der Bucht liegenden, riesigen Eisbergs.

Und ganz nebenbei bin ich so auch noch zum östlichsten Punkt Nordamerikas gekommen, welchen man mit dem eigenen Fahrzeug befahren kann. Ob dies wirklich so ist, oder ob doch St. John’s auf Neufundland weiter im Osten liegt, überlasse ich den örtlichen Stammtischdiskussionen. Denn natürlich gibt es bei solchen Bezeichnungen immer heiße Diskussionen.

Das große Abenteuer – Trans Labrador Highway

Wenn man in diversen Internetforen liest, dann gilt der Trans Labrador Highway als eines der großen Abenteuer, welches man auf einer Überlandreise erleben kann. Ursprünglich war diese eine raue Schotterpiste, welche die Orte entlang der Küste Labradors mit der Stadt Quebec verbindet. Mittlerweile wird immer mehr von den über 1.000km asphaltiert und nur die Verbindungen in die Orte und ein paar Abschnitte sind noch die gefürchteten Schotterpisten.

Anfangs habe ich mich wirklich gefragt, warum ich neue Reifen aufgezogen habe. Denn der Asphalt ist erst wenige Jahre alt und der Highway gleicht somit einer Rennstrecke. Doch der Abschnitt von Cartwright nach Happy Valley – Goose Bay und die Abstecher in die Ortschaften Mary’s Harbour, St. Lewis und Cartwright zeigten mir, warum das doch die richtige Entscheidung war. Mit dem neuen Profil war es bei bestem Wetter einfach herrlich diese Pisten entlang zu fahren.

Und ein kleines Abenteuer gab es dann doch noch. Denn der Regen am vergangenen Wochenende hatte den Highway an einer Stelle unterspült und somit war die Straße komplett gesperrt. Ich nahm das Risiko in Kauf und begann die Reise auf dieser Straße trotzdem. Und dabei lernte ich wieder einige tolle Menschen kennen.

Männer mit großem Herz

In Port Hope Simpson empfahl mir die Angestellte an der Tankstelle, einen Platz zum Zelten. Eine Stelle am Fluss zu der auch viele Leute aus dem Ort zum Angeln kommen. Sieht man mal von der Mülldeponie ab, an welcher man vorbeifahren muss, ist es ein wirklich nettes Plätzchen. Ich unterhielt mich, so gut es aufgrund des manchmal schwer verständlichen Dialektes ging, mit den Fischern. Und als ich bereits fertig war mit meinem Abendessen und ein kleines Lagerfeuer zum Vertreiben der Mücken gemacht hatte, kam eine Mann zu mir und schenkte mir einen Fisch. Also hieß es das Lagerfeuer vergößern, den Grill auspacken und Abendessen Nr. 2 zubereiten. Einfach lecker und ein wunderbarer Moment.

Weiter ging es am Freitag in Richtung Happy Valley – Goose Bay. Einem Ort der nur entstanden ist, weil hier im zweiten Weltkrieg ein Militärflughafen errichtet wurde. Und am Abzweig nach Cartwright stand dann das Schild: Vollsperrung der Straße in 150km. Aus den Nachrichten hatte ich erfahren, dass die Arbeiten wohl bis Sonntagabend dauern würden. Also fuhr ich nach Cartwright in der Hoffnung dort einen schönen Platz zum Zelten zu finden. Bei der Fahrt über den Berg zurück an die Küste sanken die Temperaturen auf 8 Grad Celsius ab und es wurde immer bewölkter. Im Ort selbst fand ich nur ein Motel welches recht teuer war und so wollte ich schon nach einem Tankstop und dem Auffüllen aller Vorräte zurück zum Highway fahren um dort wild zu zelten.

Plötzlich sprach mich ein Mann an und fragte, wohin ich fahren würde. Gerald, ein älterer Mann, nur noch wenige Zähne im Mund, aber eine sehr freundliche und positive Ausstrahlung. Er lud mich nach einem kurzen Gespräch zu sich nach Hause ein. Und so führte die Vollsperrung und der Umweg von fast 200km nach Cartwright zu einer wunderbaren Begegnung. Gerald ist bereits sein ein paar Jahren im Ruhestand, da er an einer Lungenkrankheit leidet. Seine Lebensgeschichte ist sehr faszinierend. Er erzählt mir von seinem früheren Leben mit guten Job und gutem Geld. Welches er leider in schlechte Dinge, wie Zigaretten, Alkohol und Drogen investiert hatte, und wie er nach seiner Erkrankung all das hinter sich gelassen hat und zurück in seine Heimat Cartwright gegangen ist.

Weiter auf dem Trans Labrador Highway

Und er erzählt mir vom Leben hier in Labrador und das diese Region so reich ist, dass sie schon wieder arm ist. Die Bodenschätze sind wohl sehr reichhaltig, aber keiner kann oder will diese abbauen. Und daher ist die Region sehr arm und viele Menschen rutschen ins Drogenmilieu ab.

Die Straße wurde dann zur großen Überraschung schon am Freitagabend um 20:00 Uhr wieder freigegeben. Zwar nur einspurig, aber immerhin rollte der Verkehr wieder. Und somit konnte ich meine Fahrt wieder aufnehmen und bin nun in Happy Valley – Goose Bay. Die Fahrt hierher führte mich über 300km Schotterpiste und auf dem Highway war deutlich mehr Verkehr als an den Tagen zuvor.

6 Gedanken zu „Feuer & Eis, Wikinger & Männer mit großem Herz“

  1. Great to hear you are safe.

    I’m not sure what software you’re using to construct your blog (I use WordPress). However, you may want to consider adding a translation feature? As you meet them (us?) along your travels, this would be useful to your English and Spanish readers. WordPress looks like this: https://en.support.wordpress.com/set-up-a-multilingual-blog/

    That said, readers can also access your site through Chrome and use their translation feature, and you can mention that right on your blog as well – even add a link that brings you directly to Chrome or Google Translate.

    Antworten
    • Hi Walter, yes I already thought about a translation feature. I use wordpress too and will have a look on the link you‘ve sent me.
      But I think it will take me some time to get this ready. I need to get to Montreal by next Wednesday. After that I will have more time to work on the blog.
      Thanks
      Georg

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  2. “Deine Zeit als Raupe ist vorüber, deine Flügel sind fertig.” Mir scheint, dass du mittlerweile schon ganz gut auf deinem Weg angekommen bist. Schön.

    “Your time as a caterpillar is over, your wings are ready.” Have a good time.

    Hast du ein Notebook mit, so dass du die Erweiterung der Seite bauen kannst? Schon, oder?

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    • Danke Hagen!
      Ja ich habe mein MacBook dabei. Das gute Stück ist zwar schon etwas älter, passt aber so gut zum Motorrad und mir 😉 Und funktioniert noch immer tadellos.

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  3. Hi georg!
    This is Jane and Dale. I’m the fajita lady from the campground in gaspe bay. Just wanted to let you know we are following your travels in your blog! Happy to hear you are doing well and enjoying our country!

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