Dawson City

Die Stadt des Goldrausches damals und der Sammelpunkt für Reisende auf der Suche nach Abenteuer heute. Sie hat auch mich in ihren Bann gezogen. Dort wo der Fluss Klondike in den Fluss Yukon mündet liegt, nur 240km südlich vom Polarkreis, Dawson City. Dieser Ort der auch heute noch eine ganz besondere Magie ausstrahlt.

Es mag an der mühevollen Erhaltung der Stadt im Stil des frühen 19. Jahrhunderts liegen. Oder an den Menschen denen man hier begegnen kann. Nach meiner Ankunft am Donnerstag dem 25. Juli 2019, blieb ich für zwei Nächte in der Stadt und zeltete auf dem Platz des Dawson City Hostel. Nach Aussage des Betreibers ist es das am nördlichsten gelegene Hostel der Welt.

Dawson City River Hostel

Normalerweise nehme ich auf meiner Reise ein Hostel nur, wenn ich für wenig Geld eine warme Dusche und eine feste Unterkunft haben möchte. Doch das Dawson City River Hostel ist etwas spezieller. Wenn man hier übernachtet, fühlt man sich direkt in die Zeit der ersten Goldgräber und Pioniere zurückversetzt.

Die Dusche besteht aus einem Eimer und für warmes Wasser muss man einen großen Ofen anheizen. Die Küche ist sehr geräumig und über den Abzug des Kochdunstes muss man sich danke fehlender Seitenwände keine Gedanken machen. Aber zum Kochen muss auch hier erstmal ein Feuer gemacht werden. Und dafür wird natürlich das Holz zuvor gesägt und gehackt.

Das klingt zwar alles sehr beschwerlich, ist aber irgendwie so liebevoll und detailreich geschaffen, dass ich doch gerne hier übernachtet habe. Dank Jörg hatte ich aber auch glücklicherweise Zugang zu einer normalen Dusche in der Stadt. Außerdem sind der Blick auf die Stadt vom anderen Ufer aus und die abenteuerlichen Fahrten mit der alten Fähre über den Yukon weitere kleine Entschädigungen.

Highlights von Dawson City

Dank der Begegnung mit Jörg in Carmacks und der Verabredung in Dawson City habe ich einige Highlights der Stadt gesehen, die mir sonst vielleicht entgangen wären. Im letzten Beitrag hatte ich ja schon von der Fahrt auf den Midnight Dome und dem gemeinsamen Abendessen am Casino der Stadt berichtet. Dieses bietet ein Spektakel das einen erahnen lässt, was hier in den Hochzeiten des Goldrausches los gewesen sein muss.

Auf Jörgs Empfehlung hin wollte ich am nächsten Tag zum Dregde Nr. 4 fahren. Dies ist einer der zahlreichen Bagger, so könnte man vereinfacht sagen, die gebaut wurden um auch noch das letzte Bisschen Gold aus dem Gestein zu schürfen. Dabei wird in dieses Anlagen nur das bearbeitet, was zuvor von den Goldgräbern von Hand ausgegraben wurde. Und dennoch lohnten sich die immensen Investitionen in diese Anlage.

Und am Abend bin ich wieder mit Jörg verabredet. Dieses Mal zum Abendessen im Saloon des Downtown Hotels. Und dort gibt es einen ganz speziellen Cocktail.

Ein besonderer Drink

Im Saloon des Downtown Hotel kann man einen ganz besonderen Drink bekommen. Dieser wird nur an ein paar Tagen pro Woche und nur zwischen 9-11 Uhr Abends serviert. Dabei bestellt man zunächst ein Getränk nach Wahl an der Bar und stellt sich dann in die teilweise sehr lange Schlange der Kandidaten an.

Ist man dann an der Reihe, bekommt man die einmalige Gelegenheit einen abgestorbenen, in Alkohol konservierten, menschlichen Zeh in seinem Drink zu haben. Genannt wird dies dann der Surtoe Cocktail. Die Geschichte geht auf zwei Alkohol-Schmuggler zu Zeiten der Prohibition zurück. Einer der beiden hat sich bei einer Tour den Zeh abgefroren, der Andere hat ihn amputiert und in Alkohol konserviert. Später hat dieses Glas Captain Dick Stevenson gefunden und zusammen mit Freunden den Surtoe Cocktail Club gegründet.

Die wichtigste Regel dabei ist: „You can drink it fast, you can drink it slow, but your lips must touch the toe.“ Man kann den Drink schnell oder langsam trinken, aber die Lippen müssen den Zeh berühren. Im Laufe der Jahre sind bereits einige Zehen abhanden gekommen und so wurden immer wieder neue abgestorbene Zehen gesucht und gefunden. Ich sah mir das Spektakel zunächst nur an. Aber als die Schlange kürzer wurde, holte ich mir den klassischen Drink Yukon Jack und lies mir diesen mit dem Zeh garnieren.

Zentrum der Reisenden

Nach meiner Begegnung mit Jörg auf dem Klondike Highway, traf ich auf dem Zeltplatz am Hostel auf Jürgen und Ute. Die beiden sind auf ihrer alten GS auf Weltreise. Eigentlich sind sie sogar schon auf dem Heimweg. Denn nach der Durchquerung Russlands, der Mongolei und Asiens liegt nur noch der Nordamerikanische Kontinent vor ihnen. Wir erzählen beim Kaffee ab der Touristeninformation über die Reisen und beschließen den Dempster Highway gemeinsam zu fahren. Was wir dabei alles erlebten und wem wir so begegnet sind, werde ich im nächsten Post berichten.

Übrigens die Touristeninformation in Dawson City ist der Brennpunkt aller Reisenden die auf Abenteuertour durch den hohen Norden sind. Hier trifft man immer wieder die gleichen Charaktere. Und oft sieht man den ein oder anderen hier zum zweiten oder dritten Mal. Bei den wenigen Straßen in dieser Region bleibt es nicht aus, das man sich die Wege mehrmals kreuzen. Vielleicht liegt es auch daran, das ich dadurch schon ein paar Leute kenne. Oder es ist die Vertrautheit mit der Stadt. Oder die Tatsache, dass sich die Wege von Jürgen und Ute und mir nun wieder getrennt haben. Jedenfalls kommt beim Verlassen von Dawson City, nach der Rückkehr vom Dempster Highway, in mir ein Gefühl von Wehmut auf. Als würde ich eine neue Heimat zurücklassen. Doch es geht weiter mit der Reise. Und nach Kanada folgt mit Alaska in den Vereinigten Staaten das zweite Land.

2 Gedanken zu „Dawson City“

  1. Interessanter Bericht!
    Nach genauer Betrachtung meiner Zehen kann ich vielleicht in zehn Jahren auch so einen Drink kreieren 🤓👍

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